1. Babylonien.- Die erste Hochkultur leitet aus dem Lauf von Mond und Sonne das kalendarisch gegliederte Jahr ab und verwendet die Zeitmessung beim Aufbau einer Zivilisation.- 2. Iran.- Unbegrenzte und begrenzte, zyklische und gerichtete Zeit.- 3. Judentum.- Hoffnung auf die Zukunft macht lineare Zeit zur Grundvorstellung des Lebens.- 4. Ägypten.- Festhalten der Gegenwartsrealität im Strom linearer Zeit — Begründung des abendländischen Kalenders — Wasser- und Sonnenuhren.- 5. Griechenland.- Der Kern zeitlosen Seins in allem Werden — Rhythmus als gesetzhafte Bändigung der Zeit.- 6. Rom.- Räumliche Vorstellungen — Engerer Gegenwartshorizont — Absicherung der Ordnung gegen die Zeit — Nutzung von Tag und Stunden.- 7. Frühes Christentum.- Bestimmung von Mitte, Ende und Anfang geschichtlicher Zeit — Sensibilisierung des linearen Zeitbewußtseins in der angespannten Wachheit eschatologischen Wartens — Ständig auf Zukunft positiv gerichtete Gegenwart.- 8. Frühes Mittelalter.- Verzögerung und langsame Entfaltung von Zeit- und Zukunftsvorstellungen — Das Heil ist gegenwärtig.- 9. Hoch- und Spätmittelalter.- Vom Raumerleben in der Romanik zu den zeitempfindenden Ansätzen in der Gotik und der modernen Zeitgliederung durch Räderuhren.- a) Das überwiegend räumliche Erleben in der Romanik.- b) Die noch nicht auf Zukunft gerichtete innere Unruhe in der Zeit der Kreuzzüge.- c) Scholastik als zeitunabhängiges Denken, Mystik als zeitloses Erleben.- d) Vorbereitung von Zeit- und Zukunftsempfinden in der Gotik: Architektur, Musik, Sprache.- e) Räderuhren mit Gewicht und Hemmung als Beginn einer unaufhaltsamen Entwicklung: gegliedertes Gleichmaß und Gerichtetheit der Zeit.- 10. Renaissance.- Konstituierung der europäischen Neuzeit durch ein neues, selbstbewußtes Verhältnis zum Phänomen Zeit.- a) Das Renaissancegefühl: Zeit als Chance für die Verwirklichung individueller Impulse.- b) Protestantismus: Luther und Calvin oder belebte Hoffnung auf die nächste Zukunft und systematischer Umgang mit der von Gott gegebenen Zeit.- c) Geschichtliche Zeit und Kalenderzeit. Von der Heilsgeschichte zur vom Menschen gemachten Geschichte, von utopischen Variationen und der Verbreitung von Kalendern.- d) Mannigfaltigkeit der Uhren von Sanduhren für Küche und Kanzel bis zu Taschenuhren und der Uhrensammlung Karls V.- e) Durch ökonomischen Umgang mit der Zeit wird das Leben reicher, werden Anstrengungen fruchtbarer.- f) Entdeckung und Anwendung gesetzlicher natürlicher Abläufe in den Naturwissenschaften — Ahnung der Konsequenzen in Bacons Fortschrittsvision.- g) Europäische Musik als Ausdruck objektiver und subjektiver Zeit und ihrer schöpferischen Spannung.- 11. Siebzehntes Jahrhundert.- a) Schlechte Erfahrungen mit der Zeit — Rückzug auf den Augenblick.- b) Weitere Arten des Ausweichens vor linearer Zeit von Pessimismus bis zur Vertiefung des Raumerlebnisses.- c) Befreiung von Vergangenheitsdruck durch rationale Entdeckung von Gesetzlichkeit in der Zeit — ein weltanschaulich verzögerter Prozeß.- d) Die neue Philosophie der Zeit gründet im wissenschaftlichen Denken, sie konstituiert unbegrenzte Kontinuität und Linearität.- e) Die Naturwissenschaften nutzen die Kausalität für gerichtete, unwiderrufliche, kumulative Schritte in die Zukunft.- f) Witterung für die Zukunft — Die das Handeln belebende Kraft der Chance.- g) Gewöhnung an die Uhrenzeit, deren Genauigkeit durch die Pendeluhr sprunghaft gesteigert wird.- h) Musik als zeitlicher Ausdruck der Ordnung und vorwärtsdrängender Willensimpulse.- 12. Achtzehntes Jahrhundert.- a) Vorblick. Auf dem Wege zur systematischen Entdeckung der Zeit und ihrer schöpferischen Möglichkeiten.- b) Von in der Fuge gefangener Zeit und der raum-zeitlichen Einheit im Musikerlebnis bis zur Freude am Tempo.- c) Bessere Uhren, vielfache Verwendung, zunehmende Verbreitung.- d) Fromme und ökonomische Nutzung der von Gott zur Verfügung gestellten, vom Menschen gegliederten Zeit.- e) Verhaltene, undeutliche Zeitempfindungen.- f) Chiliasmus im 18. Jahrhundert: Christliche Außenseiter intensivieren das Zukunftserlebnis.- g) Utopien zeigen nicht die bessere Zukunft, aber den alternativen Spielraum.- h) Die Entdeckung des Phänomens der Geschichte und ihrer Epochen.- i) Von zeitlos-systematischen Vorstellungen zur Verzeitlichung des Denkens über die Natur.- k) Die Entstehung des Fortschrittsdenkens.- l) Das dreifache Zeitexperiment der Französischen Revolution.- 13. Neunzehntes Jahrhundert.- a) Vorblick. Von Goethe und der Romantik bis zum Höhepunkt des Fortschrittsglaubens.- b) Das Zeitbewußtsein in der Epoche der Klassik.- 1. Goethes und Humboldts Bekenntnis zur Gegenwart als Feld des Erlebens und Handelns.- 2. Beethovens Musik als ein zeitliches Werden mit wachsender Gestaltungsfreiheit im eingrenzenden Rahmen.- c) Der Protest der Romantik gegen das lineare Zeitbewußtsein.- 1. Die Grundstimmung: keine Identifikation mit der realen Gegenwart.- 2. Dichtung und Philosophie: Novalis auf der Suche nach den Geheimnissen der Zeit außerhalb von Gegenwart und Meßbarkeit.- 3. Romantische Stimmungen in der Musik Schuberts und Wagners.- d) Wissenschaften betonen das Prinzip der Kontinuität.- e) Zeitökonomie: Beschleunigung, intensivere Zeitnutzung, mehr Zeitkontrolle.- f) Das moderne historische Zeitbewußtsein und der Fortschrittsgedanke.- g) Darwinismus und Marxismus — zwei Konzeptionen der kausalen Gesetzlichkeit in Natur und Geschichte.- h) Wandlungen im Lebensstil: Wertung des aktuellen Moments. Unterschiede im Raum verlieren, Differenzen in der Zeit gewinnen an Bedeutung.- i) Zeitmessung und Zeiterlebnis. Leben mit Uhren. Auswirkungen in Literatur, Kunst und Musik.- k) Zwiespältigkeit in Kultur und Zeitbewußtsein. Nietzsches Versuch, zeitliches Werden und zeitloses Sein zu verbinden.- 14. Zwanzigstes Jahrhundert.- a) Vorblick. Höchste Steigerung und Problematisierung des Zeitbewußtseins.- b) Neue Impulse der Wissenschaften für das Zeitdenken.- 1. Naturwissenschaften. Einstein und die Folgen für das moderne Verhältnis zu Raum und Zeit. Der Zeitcharakter der drei heutigen Theorien über das Weltall. Relationen in Zeit und Raum.- 2. Philosophie. Existenzphilosophie als Aussage über die Zeit: Bergson, Husserl, Heidegger und Sartre. Die neuromantische Lebensphilosophie von Klages als Opposition gegen den Zeit-Geist.- 3. Psychologie und Psychiatrie. Entdeckung und Beschreibung des normalen und anormalen Zeitbewußtseins. Neue Ansätze zur Anthropologie.- c) Der Fortschritt als Tatsache, seine ideologische Übersteigerung und die Zweifel an seiner Gültigkeit.- d) Wie Menschen ihre Lebenszeit heute gliedern und messen.- 1. Die sich verändernde Relation von Arbeitszeit und Freizeit, Erfahrungen in der Sowjetunion und der zivilisatorische Zwang zu mehr Synchronisation.- 2. Kalenderprobleme. Auf dem Wege zur Einführung eines rationalen »Weltkalenders« als Ergänzung zur idealen Erfassung der Uhrzeit.- 3. Mehr Präsenz und Präzision der Uhrzeit. Immer mehr und immer genauere Armbanduhren und die optimale Präzision der Atomuhren.- e) »Tempo« als Phänomen des 20. Jahrhunderts. Die Realität, die Begeisterung im »Futurismus« und die kritischen Stimmen.- f) Zeitnutzung durch Leistung in Wirtschaft und Sport.- g) Zeitsensibilität in den modernen Künsten.- 1. Literatur vorwiegend als erneuter Widerspruch gegen die Herrschaft linearer Zeit.- 2. Malerei, Plastik und Film als Ausdruck von Zeitempfindungen.- 3. Musik zwischen zeitlicher Dynamik und zeitloser Räumlichkeit.- h) Bilanz des gegenwärtigen Zeitbewußtseins.- 1. Vorblick.- 2. Vorherrschaft der zukunftsbezogenen linearen Zeit.- 3. Zeit-Differenz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.- 4. Kritik und Gegenpositionen.- 5. Polarität, Spannung, Ausgewogenheit.- Nachwort.- Anmerkungen.- Namenregister.